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Thema: Das Subjekt im Marxismus - Berührungen zwischen kritischer Theorie und Sartres Existentialismus
Autor: Sven Oliveira Cavalcanti
Kommentar vom Administrator:
Ein richtiges Verständnis von Sartres Denken setzt voraus, dieses innerhalb der Philosophiegeschichte korrekt zu positionieren. Als Existentialist betont Sartre die Individualität des Menschen, aber sein Existentialismus ist anders strukturiert als der Subjektivismus Kierkegaards. Kierkegaard unterstreicht die wissenschaftliche Unreduzierbarkeit des Einzelnen, Hegel betont dagegen die Unwesentlichkeit des Besonderen im Zuge der Entwicklung des Absoluten Geistes. Sartre sagt, dass beide recht haben. Es komme aber darauf an, beide Aspekte der menschlichen Realität anzuzerkennen und in ein angemessenes Verhältnis zu setzen. In diesem Sinne sieht er bei Marx einen Fortschritt gegenüber Kierkegaard und Hegel.
Der orthodoxe Sowjet-Kommunismus verspielt diesen marxistischen Fortschritt, indem er das Individuum marginalisiert und die objektiven Strukturen hypostasiert. Sartre sieht in dieser Vernachlässigung des Einzelnen den Grund für die fortbestehende Existenzberechtigung des Existentialismus. Denn der ökonomische Objektivismus verkommt zu einer unmenschlichen Theorie und der Einzelne versucht sich selbst außerhalb des objektiven Wissens zu verstehen. Wenn man diese Diskrepanz überwinden will, ist eine Verknüpfung von Ökonomie und Psychoanalyse notwendig. In diesem Punkt stimmen Sartre und Marcuse überein. Hier sieht Cavalcanti einen Berührungspunkt zwischen Sartre und der Kritischen Theorie.
Kritisch anzumerken ist, dass der Autor dieses Aufsatzes zwar die Gemeinsamkeiten der Kritischen Theorie und des Existentialismus unterstreicht, die Differenzen aber verschweigt. Demnach besteht die Gefahr für den Leser dieses Artikels, Existentialismus und Kritische Theorie zu identifizieren. Das wäre jedoch falsch. Ein wesentlicher Unterschied liegt zum Beispiel in der Auffassung von der Psychoanalyse. Während die Kritische Theorie, zum Beispiel in der Person Marcuses, unter Psychoanalyse die Freudsche Theorie versteht, ist bei Sartre mit dem Wort "Psychoanalyse" die existentielle Psychoanalyse gemeint.