https://www.youtube.com/watch?v=jmtCPkejs1Y

Thema: Ist alles determiniert?

Autor: Daniel von Wachter

Kommentar vom Administrator:

Der Vortragende argumentiert gegen den Determinismus und für die Möglichkeit der Willensfreiheit.Insofern ist dieser Vortrag durchaus im Sinne Sartres.

Leider ist der Anfang dieses Vortrages völlig misslungen. Wachter unterscheidet zwischen einer "wissenschaftlichen Philosophie" und einer "literarischen Philosophie". Die "wissenschaftliche Philosophie" ist klar und verständlich, die "literarische Philosophie" ist unklar und unverständlich. Besonders unverständlich ist für ihn Heidegger, den er für absolut unlesbar erklärt. Als weitere Beispiele für literarische Philosophen benennt er Sartre und Camus.

Als Administrator der Website "Sartreonline" möchte ich dazu folgendes feststellen. Sartre mag manchmal unklar sein, aber dafür ist seine Philosophie adäquat. Philosophen der analytischen Richtung, zu denen sich Wachter zu zählen scheint, sind zwar meistens klar, aber leider auch oft inadäquat. Sie haben die Neigung, um der Klarheit willen zu simplifizieren, und zwar derart zu simplifizieren, dass ihre Statements geradezu falsch genannt werden müssen. Ein Beispiel: Wachter unterstellt, Kant sei ein Philosoph gewesen, der den Determinismus vertreten habe. Dabei ist allgemein bekannt, dass Kant einer der herausragenden Vertreter einer Philosophie der Willensfreiheit ist. Wie kommt der Vortragende dazu, eine derartig falsche These vorzutragen? Die Antwort ist einfach: Es war sein Wille zum klaren Vortrag, der ihn dazu verführt hat. In Wirklichkeit vertritt Kant eine komplizierte Theorie, die zwei Arten der Kausalität kennt: Kausalität im Rahmen der Naturgesetzlichkeit und Kausalität aus Freiheit. Dabei hat für Kant die Kausalität aus Freiheit Priorität. Gerade deswegen ist Kant als bedeutender Moral-Philosoph berühmt und gerade deswegen verbindet man mit ihm innerhalb der Moral-Lehre den Kategorischen Imperativ.

Kant vertritt also das Gegenteil von dem, was Wachter in seinem Vortrag behauptet. Und so kommt es, dass Wachters Aussage zu Kant zwar klar ist, aber dafür ist sie auch falsch. Solch einen Fehler wird man weder bei Heidegger noch bei Sartre finden. Und deswegen werde ich immer die Partei derjenigen ergreifen, deren Argumentation zwar unklar sein mag, aber dafür der Realität angemessen ist. Wem nutzt ein klares Argument, das offensichtlich falsch ist? Wenn die Wissenschaftlichkeit der Philosophie darin bestehen sollte, klare aber falsche Statements abzugeben, dann bleibe ich doch lieber beim Existentialismus.